Pilz des Monats Dezember 2025: Karthäuser-Trüffel (Leucangium carthusianum alias Picoa carthusiana)
Katharina und ich haben das schöne Glück, dass wir schon häufiger hier im Schwäbischen Wald und auch anderswo mit guten (und nicht ganz so guten) TrüffelhundeführerInnen- und Trüffelhunde-Gespannen unterwegs sein durften und dabei haben wir durchaus so manche auch nicht ganz so häufige Trüffelart schon sehen und nachweisen dürfen. Hier im Schwäbischen Wald kommt dabei sicherlich schon eine ganz nette Liste zusammen, wobei leider Proben aus manchen Gattungen (z.B. Hymenogaster, Genea) derzeit nicht leicht oder z.T. gar nicht seriös bestimmt werden können. Es gibt aber auch unproblematische Formen, und es gibt sozusagen Wunschpilze, die man trotz alledem noch nie zu Gesicht bekommen hat. Ein solcher Wunschpilz war für mich bis vor Kurzem die Karthäuser-Trüffel, von der es in Deutschland bisher nur wenige Funde gibt (für Baden-Württemberg gibt es auf pilze-deutschland bisher nur einen Fundpunkt im mittleren Schwarzwald) und die noch keine meiner BegleiterInnen samt Hunden haben in meiner Anwesenheit gefunden haben. Für den Schwäbisch-Fränkischen Wald liegt auf alle Fälle ein Erstnachweis vor.
Manchmal muss man sich also auf einen menschlichen Trüffelhund verlassen. Als ein solcher hat sich nun Martin Sauter (Mutlangen) erwiesen, einer meiner Kurs-Teilnehmer aus der näheren Umgebung. Martin hatte mich und andere erst vor wenigen Wochen mit einem Nachweis des Rosenroten Saftlings in einer Magerwiese unweit von Schwäbisch Gmünd überrascht (dazu vielleicht auch einmal mehr). Nun fand er beim Schnecklings-Seminar ganz beiläufig eine Karthäusertrüffel. Nach der Exkursion erzählte er mir, dass er eine außen schwarze Trüffel gefunden hatte und ich hoffte schon auf das, was dann tatsächlich kam.
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| Karthäuser-Trüffel (Leucangium carthusianum, vormals Picoa carthusiana) am 8.11.2025 im"Heidenbühl" ö. Kaisersbach-Gmeinweiler (Baden-Württemberg, Rems-Murr-Kreis, .477 m NN, MTB 7024/3, GPS: ca. N 48°54'31.5" E 9°40'19.3"),1 Frk. zum Teil aus dem Boden heraus ragend an kalkhaltigem Wegrand unter Fichte (Picea abies) und Tanne (Abies alba), 1 Frk., leg. Martin Sauter bei PIlz-Seminar, det., Fotos Lothar Krieglsteiner (kein Standortfoto, sondern Fake an anderem Exkursionsgebiet).. Rechts unten dünne Scheibchen neben Brot aufgeschnitten - ein wenig Butter kam noch hinzu. Nicht so schlecht :-) |
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Karthäuser-Trüffel (Leucangium carthusianum, vormals Picoa carthusiana) am 8.11.2025 im"Heidenbühl" ö. Kaisersbach-Gmeinweiler (Baden-Württemberg, Rems-Murr-Kreis, .477 m NN, MTB 7024/3, GPS: ca. N 48°54'31.5" E 9°40'19.3"),1 Frk. zum Teil aus dem Boden heraus ragend an kalkhaltigem Wegrand unter Fichte (Picea abies) und Tanne (Abies alba), 1 Frk., leg. Martin Sauter bei PIlz-Seminar, det., Fotos Lothar Krieglsteiner (kein Standortfoto, sondern Fake an anderem Exkursionsgebiet). - Beachten Sie die unreif verlängerteren, hyalinen,, reif mehr gestauchten und schwarzbraunen, sehr großen Sporen, die zu 8 in rundlichen Schläuchen liegen.
Am nächsten Tag machte ich auf der nächsten Exkursion Fake-Fotos (Standortfotos gibt es keine) und natürlich kam das Pilzchen auch unter dem Mikroskop zu seinem Recht.
Leucangium carthusianum ist auch in Amerika vertreten und wird dort vor allem unter Douglasie (Pseudotsuga menziesii) gefunden. In Europa ist wohl meist Fichte (Picea abies), vielleicht auch Tanne (Abies alba – am Fundort waren beide Bäume vertreten) Mykorrhizapartner, bevorzugt werden (vermutlich) Kalkböden in Gebirgslagen. Peter Karasch teilte mir mündlich mit, dass er den Pilz im Bayerischen Wald im Bereich von Baumschulen unter Nadelbäumen entdeckt hat. Griesbacher (2002, Südwestdeutsche Pilzrundschau) berichtet über einen Fund unter Fichte im Fränkischen Jura, der von einem Gourmetkoch für besser als Alba-Trüffeln (Tuber magnatum) angesehen wurde. Der Pilz riecht frisch angenehm süßlich, etwas an Ananas erinnernd. Katharina und ich haben (wie auch der Finder) auch ein paar Scheibchen des noch recht jungen Pilzes (der vermutlich bei Reife noch an Aroma zulegen kann) auf Butterbrot probiert. Wir sind beim Essen nicht die großen Trüffel-Fans, wie wir zugeben müssen, waren aber übereinstimmend der Meinung, dass die Pilze besser schmeckten als alle von uns probierten Tuber-Arten (incl. magnatum und melanosporum). Eben lese ich noch bei Christian Gold nach – er sagt in einem Interview: „Die leckerste Trüffel ist meiner Meinung nach die Karthäusertrüffel, die auch in den USA im großen Stil gehandelt wird. … Sie riecht für meine Begriffe nach Wassermelone und hat einen ganz eigentümlichen Geschmack“ (Interview mit dem Trüffelsucher Christian Gold – KRAUTJUNKER).
Wie gesagt war die Aufsammlung zunächst noch sehr unreif. Schläuche mit den typisch geformten, aber noch recht unreifen (hyalinen) Sporen konnten schon gefunden, mussten dazu aber ein wenig gesucht werden. Ich habe dann den Pilz im Kühlschrank weiter aufgehoben und zumindest ein wenig weiter reifen lassen können. Die sehr großen, typisch zitronförmigen Sporen sind jung hyalin und sehr ölreich, die Wand färbt sich später dunkel schwärzlich. Leucangium wird heute in Familie Morchellaceae geführt, ist also ein recht naher Verwandter unserer Morcheln.




