Pilz des Monats Juli 2025 – Violettgrauer Klumpfuß (Cortinarius caesiocanescens)
Beim Schleierlingskurs im letzten Oktober in unserer Pilzschule in Ruppertshofen (Schwäbischer Wald, Baden-Württemberg) gab es eine recht seltene Koinzidenz. Es war tatsächlich die Pilzgruppe, die Kursthema war, überaus reichlich am Fruchten. Man konnte sozusagen hintreten, wo man wollte, und es waren Schleierlinge zu finden (nur ganz leicht übertrieben), vor allem Phlegmacien (Schleimköpfe und Klumpfüße) standen in Mengen herum (so z.B. der sonst nicht so häufige C. atrovirens an verschiedenen Stellen in Stückzahlen, die sonst nur zu erträumen sind). Bei Seminaren erlebt man ja meist eher häufiger, dass die Kurs-Gattung durch vornehme Zurückhaltung auffällt und z.B. beim Schleierlingskurs viele Schirmlinge zu finden sind, beim Schirmlingskurs Risspilze, beim Risspilzkurs Milchlinge und beim Milchlingskurs dann wiederum Schleierlinge (ich ende hier, um den Kreis nicht zu weit zu spannen). Dies ist natürlich suboptimal, was jeder nachvollziehen kann, und wir versuchen immer unser Bestes, um ein solches Manko auszugleichen. Schließlich interessieren sich die meisten Pilzkenner aber nicht nur für eine (die gebuchte) Gattung, und so sehen wir das inzwischen relativ entspannt. Schließlich können wir die Pilze nicht aus dem Boden ziehen.
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Violettgrauer Klumpfuß (Cortinarius caesiocanescens) am 16.10.2024 im "Hinterer Wald" nördlich von Gschwend-Rotenhar (Ostalbkreis n. Schwäbisch Gmünd, Baden-Württemberg, Deutschland), 469 m NN, MTB 7024.4, GPS: N48°56'44.35" E9°47'41.37", unter Fichte, Tanne und Buche an Wegböschung in paenemontanem Nadelmischwald über Bunte Mergel (mittlerer Keuper), leg., det.,, Fotos, Lothar Krieglsteiner, conf. Günter Saar nach Fotos - Beachten Sie den grauen und stark eingewachsen faserigen Hut, den blass bläulich-violetten Stiel und die ebenso gefärbten Lamellen sowie die kräftige, ockergelb von Velumresten gefärbten Knolle. |
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Violettgrauer Klumpfuß (Cortinarius caesiocanescens) am 16.10.2024 im "Hinterer Wald" nördlich von Gschwend-Rotenhar (Ostalbkreis n. Schwäbisch Gmünd, Baden-Württemberg, Deutschland), 469 m NN, MTB 7024.4, GPS: N48°56'44.35" E9°47'41.37", unter Fichte, Tanne und Buche an Wegböschung in paenemontanem Nadelmischwald über Bunte Mergel (mittlerer Keuper), leg., det.,, Fotos, Lothar Krieglsteiner, conf. Günter Saar nach Fotos - KOH-Reaktion auf Hut weinrötlich(bräunlich), auf der Knollen-Unterseite warm (orange)-braun, im Fleisch schmutzig gelblich. |
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Violettgrauer Klumpfuß (Cortinarius caesiocanescens) am 16.10.2024 im "Hinterer Wald" nördlich von Gschwend-Rotenhar (Ostalbkreis n. Schwäbisch Gmünd, Baden-Württemberg, Deutschland), 469 m NN, MTB 7024.4, GPS: N48°56'44.35" E9°47'41.37", unter Fichte, Tanne und Buche an Wegböschung in paenemontanem Nadelmischwald über Bunte Mergel (mittlerer Keuper), leg., det.,, Fotos, Lothar Krieglsteiner, conf. Günter Saar nach Fotos - die ca. (7)8-10/(4)4,5-6 µm großen Sporen sind mandelförmig und mäßig stark warzig ornamentiert. |
Wenn es aber sehr viel von der jeweiligen Kurs-Gattung gibt, dann entstehen andere Probleme. Vor allem werden zahlreiche Kollektionen gefunden, die man nicht alle im Kurs ausgiebig ansehen und auch nur unter viel Einsatz einige von ihnen quasi nebenher dokumentieren und belegen kann. Beim Schleierlingskurs 2024 gelang mir das zu einem guten Teil, und im Winter habe ich ca. 20 dokumentierte Proben mikroskopiert. Teils alleine und teils durch die geduldige Hilfe von Spezialist Günter Saar konnte ein guter Teil der Proben geklärt, andere zum späteren Sequenzieren reserviert werden. Eine geklärte Aufsammlung stelle ich heute vor – ein Klumpfuß, den ich erstmals bewusst sah und der auch offenbar (vgl. Pilze Baden-Württembergs und Website pilze-deutschland) erstmals im Schwäbisch-Fränkischen Wald nachgewiesen wurde – ansonsten sind Funde im Schwarzwald und vor allem der südwestlichen Schwäbischen Alb bekannt.
Der Violettgraue Klumpfuß (Cortinarius caesiocanescens) wurde in einem auch sonst recht interessanten Waldstück gefunden, unter Tanne, Fichte und Buche über basenhaltigem Untergrund („Bunte Mergel“, mittlerer Keuper). Es gelangen beim Seminar und in den Tagen darauf zwei Aufsammlungen. Eine gewisse Abweichung zur Literatur ist die doch mehr weinrötliche und nicht nur unscheinbar bräunliche Verfärbung mit KOH auf Huthaut und Stieldeckschicht der ganz frischen Pilze. Sonst passt alles gut zur Literatur: sowohl die typisch sehr deutlich eingewachsen faserige, anthrazit-graue Huthaut, die blass blauen Lamellen und Stiele, das helle Fleisch, das ockergelbe Velum an der deutlich gerandeten Stielbasis, die unter 10 µm großen, mandelförmigen Sporen mit mäßig starkem Ornament wie auch das Wachstum unter Nadelbäumen (Fichte und Tanne, aber auch Buche in der Nähe) über kalkhaltigem Mergelboden in Mittelgebirgslage. Die Bestimmung wurde anhand meiner digital zugesandten Fotos von Günter Saar bestätigt.